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meiner aktuellen
Baustelle:
(9/12)
Wundertüten
auf der dOCUMENTA
(13)
Positionswechsel:
back in
Bielefeld 8/9/12--------------in einem anderen
Möglichkeitsraum---------------
Lacht
nur!
(es
ist ja alles "Spaß" - wenn ihr so wollt---- von
Mitleidsbekundungen, bitte ich abzusehen!)
hier liegt
eine Wundertüte am Rande eines Schlammbergs von
Michael Portnoy im Nordflügel
des Hauptbahnhofs in Kassel
71
Jahre nach dem Beginn der Aktion
T4 (gut
recherchierte Ausstellung dazu im Amtsgericht
Kassel- mehr dazu hier)
war ich zum erstenmal als aktive
Künstlerin auf der dOCUMENTA
(13) möglich!
(wenn auch nicht
offiziell eingeladen mitzumachen und auch nicht
immer von den bezahlten Ordnern erwünscht
und zweimal vertrieben- um bei der
reinen Wahrheit zu bleiben...... denn ideal
ist diese Gesellschaft nun auch nicht!)
Mein Beitrag: "Das
2te Leben von Faust, Teil 2" verschiedene
temporäre
Ausstellungen meiner 112 handgefertigten,
seriell nummerierten, datierten und signierten Wundertüten aus
den Seiten des Faust II, ReclamVerlag, 1974, aus dem
Besitz der Künslerin (mit
"süßen Momenten" gefüllt) im Kontext verschiedener künstlerischer Positionen
auf der dOCUMENTA (13) und diverse performances am
Rande und -zumindestens körperlich-
in der Mitte der geladenen zahlungskräftigen
Gesellschaft.
Ich positionierte meine
Wundertüten in den Ausstellungen und fotografierte das
Ergebnis der Invasion, hinterließ
meine "Gastgeschenke" in den heiligen
Orten der KUNST und
bewegte mich
subversiv wie irgendwelche anderen SchmugglerInnen ständig diesseits und
jenseits der Grenzen des aktuellen "Imperiums" von
C.C.-B. und ihren Künstlerinnen und Künstlern (die im
übrigen im Gegensatz zu meiner Wenigkeit von sehr
mächtigen Unternehmen dabei unterstützt wurden, ihr
aktuelles und sehr interessantes und bedenkenswertes
"Reich des guten Kunst- Geschmacks" zu
errichten).
Diejenigen, die eine meiner Wundertüten gegen Spenden
oder interessierte Worte eintauschten, lud ich ein,
mir mitzuteilen,
zu welchen
Taten und Gedanken die sie inspirieren,
und zu berichten, wie sie
Das 2te
Leben von Goethes Faust II weiterhin
mit- gestalteten.
Nun hoffe ich , dass wer
(?) ihr/sein
Versprechen wahr macht und sich mitteilsam mit mir
Kontakt setzt: e-mail: gunkayser@web.de
Immer
noch finde ich, dass die verschiedenen
Seiten aus Goethes Faust II, die
ich verwendet habe, ein weiteres bemerkenswertes
Schicksal verdient haben, und nicht
nur als
FASTFOOD für eilige Ideen- und
BonbonKonsumentInnen dienen sollten.
Und ich
wünsche mir, wenigstens einige Fragmente des Buches
einer Existenzweise jenseits der Müllhaufen und
-Kreisläufe zugeführt zu haben.
Ich danke, bei dieser
Gelegenheit, allen, die -außer mir- mein Leben bis hier
und heute möglich gemacht haben
(!) (das ist
ja nicht selbstverständlich s.o.)
und meinen Besuch der dOCUMENTA (13),
einschließlich Dauerkarte und angenehme Unterkunft
für die mehrtägigen Aufenthalte in Kassel durch ihre
persönliche Unterstützung "gesponsert" haben.
Es waren sehr gute,
interessante und gottseidank ja auch sonnige
Tage !
die viel zu erforschen und zu denken auf den Weg gebracht
haben.
21
durch die dOCUMENTA
(13)
geweihte Exemplare
meinerWundertüten
aus der Serie "Faust, Teil II"
habe ich aus Kassel wieder mitgebracht .
Sie sind nun, natürlich,
(zumal ja fast alles subsistenzmäßig BIO
ist, an ihnen) im
Wert gestiegen!
Mal
sehen, wie ich das "unter Beweis" stellen kann!?
__________________
(8/12)
OH, SÜßE
MOMENTE!
die
ist eine überaus
brilliante Erfindung, die ich gemacht habe.
Ich zitiere Novalis: "fern ab liegt
mir alle Habsucht, aber die blaue Blume sehn ich
mich zu erblicken"
las ich gestern abend bei der deutschen
Türkin LALE AKGÜN in dem Buch "Tante Sembra im
Leberkäseland", zu der Frage, warum deutsche
Liebhaber es wagen, ihren Geliebten nur
einzelne kleine selbstgepflückte Wiesenblumen
zu schenken, anstatt ihre Bräute mit teuer
bezahlten Blumensträußen aus prächtigen
Blumenläden zu beeindrucken, die
etwas hermachen .....
Kunst ist eine Lüge,
die
uns die Wahrheit
erkennen
läßt.
(Pablo
Picasso)
Ja- meine
Wundertüten sind vielleicht auch eher Wiesenblumen und
ich habe mir allerdings nicht vorgestellt, wie mühsam es
ist, meine einfache Idee vom
Wundertüten herstellen tatsächlich zu
realisieren und sie zu präsentieren
und unter die Leute zu bringen- denn eigentlich
sollte das Projekt
ein einfaches aber
zugleich
kunstvolles und scherziges Unternehmen zur
Bekämpfung der begründeten Angst
vor drohenden Inkassounternehmen werden
Die vielen
Gedankenperspektiven, die mich damit inzwischen
verbinden, entwickeln nun ein ziemlich
intensives Eigenleben in mir.
"Wenn es nur
eine einzige Wahrheit
gäbe, könnte man nicht
hundert Bilder über
dasselbe Thema malen"
(Pablo
Picasso)
und "Wahrheiten"
über mich und die
Welt,
die "Kunst" meine Werke
und die vielen
verschiedenen Rollen, in
die ich gedanklich oder
real schlüpfe und über
die Bilder, die sich die
Leute von sich und
von mir , von den
Wundertüten und
von meiner Aktion machen
(könnten) kochen im
wahrsten Sinne zur Zeit
in meinem Kopf und in
meinen Gefühlen, wie in
einem Dampfkochtopf.
(Manchmal
mußte
ich schon, klagend,
ein wenig Dampf
ablassen im
vertrauten Umfeld,
weil ich mich unter
ungeheurem
Zeit- und
(finanziellem und
ideelen)
Erfolgsdruck fühlte.
Ein Nebenprodukt
dieser Überwindung
meines Stolzes,
dieses mal nicht
laut zu klagen,
sondern durch
klaglose und
ehrliche Arbeit
selbst die Lösung
meiner Probleme
in die Hand zu
nehmen, ist, das ich
die Rechnungen
inzwischen bezahlen
konnte
Ein paar mir sehr
vertraute Menschen,
die sich um meine
Wohlergehen sorgen,
haben
mir inzwischen
das fehlende Geld
geschenkt
und so kann ich nun
fürs Erste
beruhigter
an der
kunstvollen Seite
meiner aktuellen
persönlichen
Armutsbekämpfungsstrategie arbeiten )
Bevor Sie
weiterlesen,
studieren Sie doch
einmal den Text auf
dieser "Wundertüte:
(Also: Wenn Sie an meinem
peinlichen
schriftlichen
Geschwätz
nicht weiter
interessiert sind,
brauchen Sie jetzt nicht
weiterlesen. (Machen
Sie sich lieber ihre
eigenen Gedanken,
oder auch nicht....)
Hier
ein kleiner Bericht
über die Geburtstage
des Projekts:
Am
Anfang
schien alles noch ganz
simpel: Mir
flatterten ein paar
Rechnungen und Mahnungen
(genau genommen 3)
ins
Haus, mit denen ich nicht (mehr) gerechnet hatte,
ich hatte sie irgendwie über die vielfältigen Aktivitäten
der vergangenen Wochen verdrängt oder vergessen, dass sie
periodisch im Sommer anstanden und kein Geld mehr sie zu
bezahlen..... denn ich war schon zu Anfang des
Monats ziemlich pleite.
Meine Idee war, wie
immer, wenn mir nichts
anderes einfällt, oder
ich irgendwie am Ende
meines Lateins bin, mit
Hilfe meiner "Phantasie"
aus "Nichts" "Etwas" zu
machen und dieses
"Etwas" dann zu
verkaufen.
Diesmal erfand ich "die
Wundertüte", was
insofern nahelag, als
mir gerade alte Bücher
im Überfluß aus einer
Haushaltsauflösung zur
Verfügung standen.....
und die Idee
bekam "Flügel".....und
ich bekam Spaß daran,
mir vorzustellen, wie
ich die alten Bücher "en
detail" verarbeiten und
verbreiten würde.....
Da war ich mir aber noch
nicht klar darüber, das
ich gerade mal wieder
dabei war, in
einen neuen Orbit
einzutreten und wie
kompliziert sich dieses
mal mein Verhältnis zu
den -potentiellen-
"KonsumentInnen" meiner
Werke gestalten würde.:
Am ersten
und zweiten Tag
der Experimente,
die ich dann begann,
zerlegte ich ersteinmal
"Mutter Courage und
Ihre Kinder" und
"Antigone" |googlen
Sie mal die iNHALTE|
in Einzelseiten, rührte
aus Quark und Pottasche
einen Kleber an und
begann, Tüten zu kleben.
Um diese Tüten dann als
meine "Idee" und
"Frucht" meiner Arbeit
zu markieren, drückte
ich den Tüten
ein paar meiner Stempel
auf: kitchenART
und eine
Katze oder eine
Kuh (das
braucht Sie nicht zu
interessieren, weil sie
ja ihr eigenes
Verhältnis zu den Tieren
oder Bildern davon
pflegen, aber: die Katze
deshalb, weil ich gerade
einen Kater hüte und die
Kuh, weil ich ein sehr
intensives zu den
vielmagigen Tieren mit
den absolut tiefsinnigen
Augen pflege....
|haben Sie schon
einmal einer Kuh
ganz tief in die
Augen gesehen?|)
Eher noch nebenbei nahm
ich die Texfragmente
war, die ich verarbeitet
hatte, bzw. "verbot"
mir, mich in diese
Details meiner Werke zu
vertiefen, weil mich das
Lesen von meiner derzeit
eigentlich Aufgabe, die
Tüten zu kleben, wie ja
sprichwörtlich im Knast,
abhalten würde. Nur ab
und zu wunderte
ich mich über die
zufällig und
vieldeutbare Sinnhaftigkeit
der Tüten. So kam ich
auf den Namen für die
Tüten "Wundertüten", ich
entwarf einen kleinen
Stempel dafür und gab
den, nebst einem anderen
kitchART-Stempel in
Auftrag, weil ich ja
vorhatte, weitere Tüten
zu produzieren.
Wie ich möglichst
einfach und
unkompliziert
diese "Ware zu
Markte tragen" würde und
wo,
überlegte ich mir,:
Drapierte die ersten
Tüten in einer großen
runden Schale und
beschloß mein Glück
zunächst einmal auf dem
Siegfriedplatz zu
versuchen, zumal es heiß
war und sich in den
Abendstunden dort
ziemlich viele Leute
versammelten.
Am Abend so gegen acht
starte ich zu dem
ABENTEUER. Ich packte
die Tüten und die Schale
und ein dickes Buch- Das
Buch der Bücher,
den Katalog der
dOCUMENTA 13 - in
eine FAIRGLOBE-TASCHE
von Lidl. Aus dem Keller
holte ich noch einen
zusammenklappbaren
DIRIGENTENSTUHL und
hängte ihn mir über die
Schulter und machte mich
so bewaffnet auf
den Weg zur Arbeit.
Zunächst setzte ich mich
an den Rande des Platzes
an einen Zugang, stellte
meine Schale gut
sichtbar auf und setze
mich daneben, mit dem
Buch als Lektüre,
um die Zeit zu
vertreiben und mich ganz
nebenbei fortzubilden
....und hoffte
auf Kundschaft.
Aber bald schon begann
es zu dämmern. Und es
passierte nichts weiter,
als das die Leute
offensichtlich zielstrebig
an mir vorbeigingen und
mir und meinen
Wundertüten
keine Aufmerksamkeit
schenkten.
Der einzige
Mann, der irgendwann
bei mir stehen
blieb, war
irgendwann ein
Musiker, Pedro
Pastor, der es sich
zur Aufgabe gemacht
hat, den Platz mit
seiner Gitarre und
seiner Stimme
häufiger zu
bespielen oft gratis
und manchmal auch um
Spenden für sein
Spiel bittend.
Er gab mir dann auch
gleich einen Tip,
wie ich womöglich
gratis an Essen
käme, bei der
Heilsarmee oder dem
Bioladen gleich um
die Ecke, um Geld zu
sparen für andere
Sachen. - Ich sagte,
zu essen hätte ich
noch für ziemlich
lange Zeit genug.
Das sei nicht mein
Problem, ich
bräuchte Geld und da
wünschte er mir
GLück
bei meinem Versuch,
das Geld zu
verdienen.
Nach diesem
kurzen Gespräch
dachte ich kurz
darüber nach, das
ich mich ja,
bildlich gespochen,
so wie ich da saß
selbst an den
Rand der
Gesellschaft gesetzt
hatte und nach
ein paar
Überlegungen
beschloß ich,
mich mit Sack
und Pack ins
Zentrum des
Geschens zu
setzen, direkt
vor den einen
Biergarten, dort
wo die Leute
vorbei liefen,
um zur Toilette
zu gehen oder
Nachschub an
Bier, Saft,
Brause oder
Kaffee zu
besorgen.
Gedacht getan.
Ich zog um, was
ein wenig Mut
bedeutete, weil
ich ja vorhatte
mich mehr ins Rampenlicht
des
Platzes zu
bewegen und
mir keineswegs
sicher war, ob
das dann auch
von den
Leuten, die
sich
verantwortlich
fühlen, für
das Leben auf
dem Platz, toleriert
werden würde.
Tatsächlich
änderte mein
Umzug erstmal
nicht viel
mehr, als das
ich nun viel
mehr Leute als
zuvor dabei
beobachten
konnte, wie
sie an mir
vorbeistrebten,
anscheinend
ganz und gar
nicht
neugierig
darauf, zu
wissen warum
ich da so saß
mit dem Korb
neben mir....
Ein kleines
ballspielendes
Mädchen, war
längere Zeit
der einzige
Mensch, der
aktiv Kontakt
zu mir
aufnahm. Ihr
Ball war mir
vor die Füße
gerollt. Ich
redete mit
ihr, gab ihr
den Ball
zurück und
schenkte ihr
eine
Wundertüte.
Sie lief damit
sofort zu
ihren Eltern
hin, die auf
einer Decke
saßen, die
Wundertüte
untersuchten,
sie weglegten
und ein paar
abschätzige
Blicke in
meine Richtung
warfen.
Meine
Situation auf
dem
Beobachterposten
änderte sich
erst als mein
Bekannter,
Peter, der
es
gewohnt ist,
sich
durchschlagen
zu müssen,
durch den
Alltag
vorbeikam und
mich neugierig
fragte, was
ich denn da zu
bieten, hätte.
Er fand meine
Idee, in Wundertüten
"süße Momente"
zu verkaufen,
spontan genial,
kaufte
mir eine Tüte
ab, bot mir
ein Bier an
und setzte
sich zu mir,
um sich mit
mir zu
unterhalten
und ab und zu
meine
Wundertüten
lautstark
anzupreisen.
Ich war mir
nicht ganz
sicher, ob mir
seine ganze LOCKERHEIT
bei der Sache
gefallen
sollte oder
nicht.
Natürlich
hatte ich auch
LUST
ZU LACHEN
aber
ich hatte
(noch)
ANGST
mich lächerlich
zu machen.
Aber Peters Gesellschaft
macht mir MUT!....
zumal sich der
Erfolg seiner
Werbestrategie
einzustellen
begann und mir
nun ein paar
Leute
Wundertüten
für 1
Euro das Stück
abkauften.
Als es
dann ganz
dunkel war,
auf dem
Platz und nur
noch die
bunten
Glühbirnen in
den Biergärten
und die
Lichter aus
den
Verkaufsräumen
die Szenerie
beleuchteten,
beschloß ich,
mich nun
endgültig in
Szene zu
werfen und den
ultimativen
Versuch
zu wagen,
meine heutige
Aktion mit
Erfolg
zu krönen.
Ich
stand auf,
nahm meinen
Korb mit den
Tüten und
begann zu
nächst einmal,
die auf dem
Platz auf
Decken
lagernden
Leute direkt
anzusprechen.
Ich
erklärte den
Leuten, daß
ich kleine
selbstgemachte
Wundertüten
hergestellt
hätte und
darin kleine
süße Momente
verpackt
hätte. Die
Situationen,
in die ich
dadurch kam,
waren zum Teil
interessiert
und lustig zum
Teil abweisend
und
verächtlich.
Viele Gruppen
von Leuten,
die ich
ansprach
kürten in
einer oft
sprachlos
ablaufenden
(Inter-)Aktion
eine Person
aus, die als
TestkäuferiInnen
meine
"Wundertüten"
ausprobieren
sollten,
manchmal
kauften mir
die Leute
gleich mehrere
Tüten ab,
manchmal wurde
ich mit
finsteren
Blicken oder
der kurzen
Bemerkung
"kein
Interesse"
abgewiesen.....
Einer wollte
sich
kaputtlachen
über die Idee
und "was man
den Leuten im
Kapitalismus
alles andrehen
könnte" und
lud seinen
Freund ein,
gleich vier
Tüten für alle
mit ihm am
Tisch
sitzenden
Leute zu
kaufen- was
dieser auch
tat. Ein
anderer, der
sich als
selbst "arm"
outete,
bewunderte
mich für
meinen Mut,
"den Affen" zu
mimen................
Wenn die Leute
hörten, dass
sie die Wahl
hätten
zwischen
"Mutter
Courage" und
"Antigone"
gewannen die
Tüten meistens
an Interesse.
Manche
verhielten
sich, als ob
ich Ihnen ein
Orakel
angeboten
hätte und
schloßen beim
Auswählen der
Tüten die
Augen. Andere
interpretierten,
nach dem sie
die Worte auf
ihren Tüten
gelesen
hatten, als
eine
Weissagung
über ihre
aktuelle
Situation
Innerhalb
einer halben
Stunde hatte
ich
schließlich 50
Wundertüten
unter die
Leute verteilt
und konnte
mich wieder
hinsetzen und
weiter mein
Bier trinken,
mit klopfendem
Herzen und
voll von einem
gewissen Stolz
und zufrieden,
daß meine
Aktion so
erfolgreich
verlaufen
war.............
Einige
weitere Leute,
die immer
wieder
erfinderisch
sein müssen,
um ihren
Alltag zu
gestalten
gesellten sich
zu uns.... und
feierten "den
Coup"...es
wurde viel gelacht und andere Abenteuer vom Leben
jenseits der Grenzen alltäglicher "Normalität"
erzählt....es war lustig und es wurde über viele Zweifel
geredet, wie sinnvoll und womöglich wohltuend für einen
selbst, die ungewöhnlichen Erfahrungen wären....um das
einmal so zu beschreiben.
Nur zum Teil war ich amüsiert, in einem anderen
Teil von mir überlegte ich, wie es sich anfühlt, nicht
nur ganz allein und anonym sondern in Gesellschaft
von anderen zu sein, für die permanente Geldnot ein
alltägliches Problem ist, dass sie notgedrungenermaßen
durchaus aktiv zu lösen versuchen..... und dabei den
Blicken und Einschätzungen derjenigen ausgeliefert zu
sein, die diese Situation nicht kennen und
teilen.....oder es nie wagen würden, so offensiv und
ungeschützt, die Aufmersamkeit auf sich zu ziehen.......
Am nächsten Morgen beschäftigte mich das Projekt auf
vielen Ebenen weiter und ging ich
in ein großes Kaufhaus um für möglichst wenig von dem
verdienten Geld möglichst originelle Zutaten für die
Füllung der nächsten Wundertüten zu kaufen. Der Erfolg vom
Vorabend hatte mich darin bestärkt, weiter zu machen, mit
der Idee, obwohl ich entschied nur noch ein einziges Mal
auf den Platz zurückzukehren, um mir dort nicht nachhaltig
den Ruf einer ambulanten "Wundertütenverkäuferin"
-einzuhandeln, und damit- zumal ich ja keinen offiziellen
Stand auf dem Markt hätte, womöglich als eine Art Bettlerin
angesehen zu werden. Das wollte ich auf jeden Fall
vermeiden. Denn wenn man als "Arme" angesehen wird, neigen
die Leute ohnehin dazu, den "Reichtum" an
Geschichte, Erfahrungen, Gedanken und Ideen auf anderen
Ebenen, den man als Person womöglich mitbringt, für
uninteressant oder "problematisch" zu halten und
sich demgegenüber abzuschließen....
um mich strategisch besser zu "positionieren" und nicht
ständig nur mitleidig bis verachtend für meine niedrige
und untergeordnete Position im Gesellschaftsgefüge
behandelt zu werden, suche ich Gespräche deshalb möglichst
lieber aus anderen Anlässen anzubahnen. Obwohl die
Wundertüten in viele Richtungen als "wunderlich"
betrachtet werden können, erweisen sie sich als "wunderbarer"
Gesprächsanlaßim direkten Austausch
mit Fremden nur sehr begrenzt als geeignet.
("Mal
ehrlich- Warum machen Sie das?" hatte mich am Vorabend ein
Mann gefragt, als er sich meine Wundertüten mit dem
kitchenART- Stempel angesehen hatte. "Weil ich pleite bin
und ein paar Rechnungen zu bezahlen habe und Angst vor
Inkassounternehmen habe" hatte ich ihm nach kurzem
Überlegen geantwortet -"Das finde ich ja mal ehrlich",
lachte der Mann und kaufte gleich noch zwei weitere
Tüten.....jede weitere GesprächsIdee , jede weiter
auf anderen Ebenen sinnvolles Geplänkel wischte er
damit gleich mit vom Tisch... das kleine Geld war ja in
meine Hände geflossen und damit war dem
zwischenmenschlichen Austausch und der Freundlichkeit
Genüge getan).
Die
Frage, wie ich die Wundertüten besser "als
Kunstwerke" verkaufen könnte und
das Händlerinnen Dasein als performance
inszenieren könnte, begann mich immer
intensiver zu beschäftigen, seitdem ich
auf dem Rückweg aus dem Kaufhaus in einem
Buchladen vorbeigegangen war, der gleichzeitig
als Gallerie firmiert. Dort versuchte ich
darüber zu verhandeln, ob man meine Wundertüten,
ins Angebot aufnähme.
Der
Händler reagierte spontan mehr als irritiert,
dass ich so einen Wucherpreis wie
1,50 ¤ für "eine Ware" vorschlug, in der er nichts anderes
entdecken konnte, als eine kreative Altpapier
Entsorgung, die die
Kunden darüber
hinweg täuschen sollte,
daß ich Ihnen bloß eine lächerliche
kleine Süßigkeit verkaufen
wollte. ( Natürlich "verstehe" ich ihn, schließlich
wurden früher und z.T. heute noch hier z.B. Fische
vom Fischmarkt oder Gemüsepflanzen beim
Blumenhändler vollkommen kostenlos in
"überflüssiges" Altpaier eingewickelt. Und sowohl der
Kunde als auch der Verkäufer sahen das bereits einmal
genutzte Papier als "eigentlich" überflüssig an, es ging
Ihnen hauptsächlich "um den Fisch" oder "das
Gemüse") Aber ich war ja bewußt in die Buchladen- Galerie
gegangen, weil ich alte Bücher, anerkanntes deutsches Bildungsgut
bearbeitet hatte, um sie aus einem alten
Zusammenhang in einen neuen zu bringen und in
Wundertüten zu verwandeln.
Ich "gestand" also,
daß die Wundertüten ursprünglich nichts
weiter gewesen seien als ein
Realität gemachter kleiner,
kunstvoller, poetischer "Scherz"
und erinnerte ihn an Duchamp und sein Klo oder an Beuys
und Richter.....etc. ....
das wichtige an
der Sache sei aber die Tüte
und ich würde keine Süßigkeiten verkaufen, sondern Ideen-
und wahrlich "kleine süße Momente", die in
Fragmenten "hoher Literatur" zum
Vorschein kämen...............wir
einigten uns dann darauf, daß ich mir noch weitere
Gedanken über die weitere Präsentation der Idee machen
würde....
Ich holte noch die neuen Stempel ab und
hatte damit fast das ganze Geld des Vortags in die
weitere Zukunft des Projekts investiert.
Am
Abend
ging ich noch
einmal auf den
Platz,
diesesmal
allerdings in
den
Biergarten, in
den ich mich
am vorherigen
Abend nicht
getraut hatte,
weil ich es
nicht wagte,
mir die
Erlaubnis der
Wirte
einzuholen und
weil auf
dieser Seite
des Platzes
die besser
etabliertenzu
sitzen
pflegen. An
diesem Abend
war ich
mutiger und
hatte dann
keine Probleme
damit meine
Tüten - im
neuen Design
mit den
Stempeln- zu
offerieren.
Ich wurde
zumeist
freundlich
angelächelt
und hatte
schnell einen
ähnlichen
Erfolg, wie am
Vorabend.
Am folgenden
Tag
produzierte
ich neue
Wundertüten
und neue
Ideen, aber
mein Mut
rauszugehen
und sie an
anderen Orten
anzubieten
sank, zu Mal
die Umgebung
mir weniger
vertraut wäre
und ich auf
dem einen
Platz
befürchtete,
womöglich den
staatlichen
Ordnungshütern
über den Weg
zu laufen.
Auch am
folgenden Tag
ging das so
weiter. Von
morgens bis
abends klebte
ich Tüten und
traute mich
dann doch
nicht auf die
Straße zu
gehen, um die
Tüten zu
verkaufen....
ich kam wegen
meiner
Zögerlichkeit
ziemlich unter
Druck,
schließlich
brauchte ich
in jedem Fall
möglichst
sofort noch
mehr Geld, um
meine
Rechnungen zu
bezahlen....
Die Lösung für
meine
Geld-Probleme
kam dann ganz
anders, weil
mir meine
Mutter und ein
gute Freundin
Geld
schenkten, um
meine Rechnung
zu bezahlen.
Ich war Ihnen
sehr dankbar,
weil ich nun
Zeit gewann,
ersteinmal
andere
dringende
Arbeiten zu
erledigen und
mit mehr Ruhe
und
Vorbereitung
an dem Projekt
weiter machen
konnte.
In den
nächsten Tagen
verschenkte
ich ersteinmal
eine ganze
Serie von
Tüten an
Freunde und
Bekannte und
war glücklich
"großzügig"
sein
zu können und
Lob für
meine Idee
ernten
zu können, ohne
das Gefühl
haben zu
müssen, Geld
damit
verdienen zu
müssen. Es
entwickelten
sich auch
viele
interessante
Gespräche über
das ganze
Projekt und
die Tüten und
ich
bereicherte
mich so auf
eine andere
unendgeltliche
Weise daran,
wurde wiederum
"großzügig"
zum Bier
eingeladen,
etc...............
Nun wächst das
Projekt
langsam
weiter....ohne
soviel
Druck.... mit
mehr
"Freiheit" und
Möglichkeiten
mit anderen
darüber zu
reden und
Ratschläge
einzuholen.....
insgesamtes auf
sicherere
Beine zu
stellen......
Ob Sie mein aktuelles Projekt
"Wundertüten" nun für nachhaltiger
bestehenswerte
"Kunst", so eine Art MINI-DENK-MAL ! halten oder
nicht oder, ob Sie die "Ware", die ich Ihnen anbiete,
für eine blitzschnell konsumierbare Täuschung oder
Unterhaltungsdroge halten, die im nächsten Moment nichts
weiter ist, als ganz normaler "Müll", hängt ganz von
Ihnen und dem Verhältnis ab, daß Sie zu dem Ding, den
vielen möglichen Texten (und auch irgendwie zu mir)
entwickeln.
Denn ich habe
niemanden zur Verfügung, der über die Einhaltung
bestimmter Regeln im Verhältnis zu mir und den
Wundertüten wacht, wie etwa Wärter in einem
Museum, die sie auf Abstand halten zu den Werken, wenn
z.B. ein Künstler sein handsigniertes gebrauchtes Klo
ausstellt oder eine andere Künstlerin z.B. eine von ihr
nach einem lebendigen Modell selbst
gefertigte Marktfrau aus Ton präsentiert, die
Weltmarkt-Billigware verkauft....... Ich bin, gerade,
selbst, die ÜberlebensKÜNSTLERIN und KunstHÄNDlerin
zugleich..... Die Kunstmarkt- Regeln erfinden Sie mit!
und Sie sind derjenige/diejenige, der über die Zukunft
meiner Produkte wacht und entscheidet, die ich in die
Welt bringe
Die Ganze Aktion samt
ihrer Ergebnisse ist in jedem Fall ein Stück analoger (
und wie man gerade sieht auch digitaler) über:LEBENSKUNST.
Sie sollen und
dürfen sich gerne über mich und meine Produkte
wundern! und sich zu eigenen Taten und Gedanken
inspierieren lassen.
....und erinnert
fühlen an BettlerInnen und ambulante HändlerInnen auf
den vielen mehr oder weniger großen und mehr oder
weniger schwarzen Märkten dieser Welt, wie man sie
häufiger als hier in den Ländern am Rande Europas, in
Afrika, Asien, Südamerika findet.
Vielleicht finden
Sie das peinlich (das Sie und ich das nötig haben
unter diesen Umständen in Kontakt zu kommen)?
Vielleicht finden Sie mich lästig? Vielleicht kommt es
Ihnen vor, als ob ich Sie agressiv zu meinem Opfer
mache?
Vielleicht finden
Sie das alles ganz lustig? Vielleicht kommt dabei ja
bei Ihnen so ein Stück Urlaubsgefühl auf? Erinnerungen
an die analoge und interaktive Kulisse ihres
Touristenlebens, die sie neugierig und ängstlich macht
oder in Staunen versetzt? Vielleicht empfinden Sie das
beruhigende Ge-Wissen, daß Sie in Ihrem Alltag, sich
normaler Weise nicht die Blöße geben müssen, mehr oder
weniger "unnützlich" oder "überflüssig" erscheinende
Dinge unter freiem Himmel und ohne schützendende Räume
und Menschen um sich herum anbieten zu müssen und
damit leben zu müssen, daß ein nicht unbedeutender
Teil von Leuten Sie selbst genau deshalb als
lächerlich oder agressiv, "nutzlos" oder "überflüssig"
ansieht, als "Billig-Menschen" und "Ramschware"
auf den (Arbeits-)Märkten.....
oder oder oder
Meine kleinen
Werke, die "Wundertüten" sind (inzwischen durchgängig
seriell numerierte und signierte, ) "Kunst", die man auf sehr vielen
verschiedenen Ebenen "lesen" und interpretieren
kann. In meinen Augen können sie sehr bedeutungsschwanger sein....aber
ich arbeite ja auch daran....und ob Sie sich die MÜHE und den SPAß machen, Ihre Idee und
Phantasie auf diese Aktion anzuwenden, das kann ich
selbstverständlich nicht unbedingt beeinflussen.....
Welchen Sinn -
welche Sinne- Sie den Wundertüten und der
Verkaufsaktion geben, ob sie finden, daß sie in einem
einzigen Moment fertig konsumiert und dann nur noch
für den Abfall gut sind oder ob Sie die
Werke in irgendeiner Form rahmen oder sammeln
oder durch den weiteren Gebrauch in
weitere Sinnzusammenhänge setzen, bleibt Ihnen
überlassen.
Ich bin aber
wirklich neugierig, zu wissen, was sie damit tun! Wenn
Sie mögen und können, schicken Sie mir doch eine
e-mail an gunkayser@web.de und lassen mich wissen, welches
Schicksal die Tüten nach ihrer Umsetzung in Ihre Hände
erleben....
Ich bitte Sie auch
deshalb um Nachrichten, weil ich
mich mit dem Projekt zwar bewußt
aber nicht ganz "freiwillig" und durchaus aus einer
gewissen "Not" heraus (s.o.) im Geiste und in der
geteilten Realität in grenzwertige
soziale Situationen bringe.
Selbstverständlich, geht es mir auch darum, ihren
WITZ kennen zu lernen! Ich
möchte mehr von meinen "KONsumenten" und
"KONsumentinnen" erfahren!
Aber es geht dabei
ständig auch irgendwie um das (selbst und
fremd)(ver)ACHTEN und das (sich selbst und
Fremde)(un)WERTschätzen, um die (eigene und fremde)
il(l)LEGALITÄT, die (eigene und fremde)LEGITIMITÄT und
das (Selbst- und Fremd-)VERSTÄNDNIS........um Fragen
also, die eigentlich wirklich nur im sozialen Kontakt
verhandelt werden können...
Also in jedem Fall habe
ich in diesem heißen August 2012 keinen Urlaub - OBWOHL ICH MIR, wie
andere auch, EINEN (kleinen) URLAUB AM MEER
SEHR WÜNSCHE. Ich habe zur Zeit nur ein
ständiges MEHR....an Ideen (und
eigentlich, weil ich noch anderes, womöglich
Wichtigeres zu tun habe, als meine Zeit mit der
Fabrikation, Füllung und der Ausstellung und dem
Vertrieb von Wundertüten "zu verschwenden"....
wie andere Leute auch eigentlich "keine Zeit".....
Bielefeld, August 2012
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