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(9/12)

Wundertüten

auf der dOCUMENTA (13)

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Positionswechsel:

back in Bielefeld 8/9/12--------------in einem anderen Möglichkeitsraum---------------

Lacht nur!

              (es ist ja alles "Spaß" - wenn ihr so wollt---- von Mitleidsbekundungen, bitte ich abzusehen!)

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                   hier liegt eine Wundertüte am Rande eines Schlammbergs von Michael Portnoy im Nordflügel
            des Hauptbahnhofs in Kassel


71 Jahre nach dem Beginn der Aktion T4 (gut recherchierte Ausstellung dazu im Amtsgericht Kassel- mehr dazu hier) war ich zum erstenmal als aktive Künstlerin auf der dOCUMENTA (13) möglich!

 (wenn auch nicht offiziell eingeladen mitzumachen und auch nicht immer von den bezahlten Ordnern erwünscht und zweimal vertrieben- um bei der reinen Wahrheit zu bleiben...... denn  ideal ist diese Gesellschaft nun auch nicht!)

Mein Beitrag: "Das 2te Leben von Faust, Teil 2" verschiedene temporäre Ausstellungen meiner 112 handgefertigten, seriell nummerierten, datierten und signierten Wundertüten aus den Seiten des Faust II, ReclamVerlag, 1974, aus dem Besitz der Künslerin (mit "süßen Momenten" gefüllt) im Kontext verschiedener künstlerischer Positionen auf der dOCUMENTA (13) und diverse performances am Rande und -zumindestens körperlich- in der Mitte der geladenen zahlungskräftigen Gesellschaft. 

Ich positionierte meine Wundertüten in den Ausstellungen und fotografierte das Ergebnis der Invasion,  hinterließ meine "Gastgeschenke" in den heiligen Orten der KUNST und bewegte mich subversiv wie irgendwelche anderen SchmugglerInnen ständig diesseits und jenseits der Grenzen des aktuellen "Imperiums" von C.C.-B. und ihren Künstlerinnen und Künstlern (die im übrigen im Gegensatz zu meiner Wenigkeit von sehr mächtigen Unternehmen dabei unterstützt wurden, ihr aktuelles und sehr interessantes und bedenkenswertes "Reich des guten Kunst- Geschmacks" zu errichten). 

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Diejenigen, die eine meiner Wundertüten gegen Spenden oder interessierte Worte eintauschten, lud ich ein, mir mitzuteilen,

 zu welchen Taten und Gedanken die sie inspirieren, und zu berichten, wie sie

Das 2te Leben von Goethes Faust II weiterhin mit- gestalteten.

Nun hoffe ich , dass wer (?) ihr/sein  Versprechen wahr macht und sich mitteilsam mit mir Kontakt setzt: e-mail: gunkayser@web.de

Immer noch finde ich, dass die verschiedenen Seiten  aus Goethes Faust II, die ich verwendet habe, ein weiteres bemerkenswertes Schicksal verdient haben, und nicht nur als FASTFOOD für eilige Ideen- und BonbonKonsumentInnen  dienen sollten. Und ich wünsche mir, wenigstens einige Fragmente des Buches einer Existenzweise jenseits der Müllhaufen und -Kreisläufe zugeführt zu haben.

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Ich danke, bei dieser Gelegenheit, allen, die -außer mir- mein Leben bis hier und heute möglich gemacht haben (!) (das ist ja nicht selbstverständlich s.o.)
und meinen Besuch  der dOCUMENTA (13), einschließlich Dauerkarte und angenehme Unterkunft  für die mehrtägigen Aufenthalte in Kassel durch ihre persönliche Unterstützung "gesponsert" haben.
Es waren sehr gute, interessante und gottseidank ja auch sonnige Tage !
die viel zu erforschen und zu denken auf den Weg gebracht haben.


  21 durch die dOCUMENTA (13)
geweihte Exemplare meinerWundertüten  aus der  Serie "Faust, Teil II" habe ich aus Kassel wieder mitgebracht .
Sie sind nun, natürlich, (zumal ja fast alles subsistenzmäßig BIO ist, an ihnen) im Wert gestiegen!
 
Mal sehen, wie ich das "unter Beweis" stellen kann!?

__________________
(8/12)
OH, SÜßE MOMENTE!
die
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ist eine überaus brilliante Erfindung, die ich gemacht habe.



  Ich zitiere Novalis: "fern ab liegt mir alle Habsucht, aber die blaue Blume sehn ich mich zu erblicken" 
las ich gestern abend bei der deutschen Türkin LALE AKGÜN in dem Buch "Tante Sembra im Leberkäseland", zu der Frage, warum deutsche Liebhaber es wagen, ihren Geliebten nur einzelne kleine selbstgepflückte Wiesenblumen zu schenken, anstatt ihre Bräute mit teuer bezahlten Blumensträußen
aus prächtigen Blumenläden zu beeindrucken, die etwas hermachen .....
Kunst ist eine Lüge,

die uns die Wahrheit
erkennen läßt.
(Pablo Picasso)



Ja-  meine Wundertüten sind vielleicht auch eher Wiesenblumen und ich habe mir allerdings nicht vorgestellt, wie mühsam es ist, meine einfache Idee vom Wundertüten herstellen tatsächlich zu realisieren und sie zu präsentieren und unter die Leute zu bringen-  denn eigentlich sollte das Projekt ein einfaches aber zugleich  kunstvolles und scherziges  Unternehmen zur Bekämpfung der begründeten Angst vor drohenden Inkassounternehmen werden

Die vielen Gedankenperspektiven, die mich damit inzwischen verbinden, entwickeln nun  ein ziemlich intensives Eigenleben in mir.


"Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen"
(Pablo Picasso)

und  "Wahrheiten" über mich und die Welt, die "Kunst" meine Werke und die vielen verschiedenen Rollen, in die ich gedanklich oder real schlüpfe und über die Bilder, die sich die Leute von sich und  von mir , von den Wundertüten und  von meiner Aktion machen (könnten) kochen im wahrsten Sinne zur Zeit in meinem Kopf und in meinen Gefühlen, wie in einem Dampfkochtopf.

 (Manchmal mußte ich schon, klagend, ein wenig Dampf ablassen im vertrauten Umfeld,
weil ich mich unter ungeheurem Zeit-  und (finanziellem und ideelen) Erfolgsdruck fühlte.
Ein Nebenprodukt dieser Überwindung meines Stolzes, dieses mal nicht laut zu klagen,
sondern durch klaglose und ehrliche Arbeit selbst die Lösung meiner Probleme
 in die Hand zu nehmen, ist, das ich die Rechnungen inzwischen bezahlen konnte
Ein paar mir sehr vertraute Menschen, die sich um meine Wohlergehen sorgen,
 haben mir  inzwischen das fehlende Geld geschenkt
und so kann ich nun fürs Erste beruhigter
 an der kunstvollen Seite meiner aktuellen
  persönlichen Armutsbekämpfungsstrategie arbeiten )


 Bevor Sie weiterlesen, studieren Sie doch einmal den Text auf dieser "Wundertüte:

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(Also: Wenn Sie an meinem peinlichen schriftlichen Geschwätz nicht weiter interessiert sind, brauchen Sie jetzt nicht weiterlesen. (Machen Sie sich lieber ihre eigenen Gedanken, oder auch nicht....)




Hier ein kleiner Bericht über die Geburtstage des Projekts:

Am Anfang schien alles noch ganz simpel: Mir flatterten ein paar Rechnungen und Mahnungen (genau genommen 3) ins Haus, mit denen ich nicht (mehr) gerechnet hatte, ich hatte sie irgendwie über die vielfältigen Aktivitäten der vergangenen Wochen verdrängt oder vergessen, dass sie periodisch im Sommer anstanden und kein Geld mehr sie zu bezahlen..... denn ich war schon zu Anfang des Monats ziemlich pleite.

Meine Idee war, wie immer, wenn mir nichts anderes einfällt, oder ich irgendwie am Ende meines Lateins bin, mit Hilfe meiner "Phantasie" aus "Nichts" "Etwas" zu machen und dieses "Etwas" dann zu verkaufen.

Diesmal erfand ich "die Wundertüte", was insofern nahelag, als mir gerade alte Bücher im Überfluß aus einer Haushaltsauflösung zur Verfügung standen..... und die Idee bekam "Flügel".....und ich bekam Spaß daran, mir vorzustellen, wie ich die alten Bücher "en detail" verarbeiten und verbreiten würde.....

Da war ich mir aber noch nicht klar darüber, das ich gerade mal wieder dabei war, in einen neuen Orbit einzutreten und wie kompliziert sich dieses mal mein Verhältnis zu den -potentiellen- "KonsumentInnen" meiner Werke gestalten würde.:


Am ersten und zweiten Tag der Experimente, die ich dann begann, zerlegte ich ersteinmal "Mutter Courage und Ihre Kinder" und "Antigone" |googlen Sie mal die iNHALTE| in Einzelseiten, rührte aus Quark und Pottasche einen Kleber an und begann, Tüten zu kleben.
Um diese Tüten dann als meine "Idee" und "Frucht" meiner Arbeit zu markieren, drückte ich den Tüten ein paar meiner Stempel auf: kitchenART und  eine Katze oder eine Kuh (das braucht Sie nicht zu interessieren, weil sie ja ihr eigenes Verhältnis zu den Tieren oder Bildern davon pflegen, aber: die Katze deshalb, weil ich gerade einen Kater hüte und die Kuh, weil ich ein sehr intensives zu den vielmagigen Tieren mit den absolut tiefsinnigen Augen pflege....  |haben Sie schon einmal einer Kuh ganz tief in die Augen gesehen?|)
Eher noch nebenbei nahm ich die Texfragmente war, die ich verarbeitet hatte, bzw. "verbot" mir, mich in diese Details meiner Werke zu vertiefen, weil mich das Lesen von meiner derzeit eigentlich Aufgabe, die Tüten zu kleben, wie ja sprichwörtlich im Knast, abhalten würde. Nur ab und zu wunderte ich mich über die zufällig und vieldeutbare Sinnhaftigkeit der Tüten. So kam ich auf den Namen für die Tüten "Wundertüten", ich entwarf einen kleinen Stempel dafür und gab den, nebst einem anderen kitchART-Stempel in Auftrag, weil ich ja vorhatte, weitere Tüten zu produzieren.
Wie ich möglichst einfach und unkompliziert diese  "Ware zu Markte tragen" würde und wo,
überlegte ich mir,: Drapierte die ersten Tüten in einer großen runden Schale und beschloß mein Glück zunächst einmal auf dem Siegfriedplatz zu versuchen, zumal es heiß war und sich in den Abendstunden dort ziemlich viele Leute versammelten.
Am Abend so gegen acht starte ich zu dem ABENTEUER. Ich packte die Tüten und die Schale und ein dickes Buch- Das Buch der Bücher, den Katalog der dOCUMENTA 13 -  in eine FAIRGLOBE-TASCHE von Lidl. Aus dem Keller holte ich noch einen zusammenklappbaren DIRIGENTENSTUHL und hängte ihn mir über die Schulter und machte mich so bewaffnet auf den Weg zur Arbeit.
Zunächst setzte ich mich an den Rande des Platzes an einen Zugang, stellte meine Schale gut sichtbar auf und setze mich daneben, mit dem Buch  als Lektüre, um die Zeit zu vertreiben und mich ganz nebenbei fortzubilden ....und hoffte auf Kundschaft. Aber bald schon begann es zu dämmern. Und es passierte nichts weiter, als das die Leute offensichtlich zielstrebig  an mir vorbeigingen und mir und meinen Wundertüten keine Aufmerksamkeit schenkten.

Der einzige Mann, der irgendwann bei mir stehen blieb, war irgendwann ein Musiker, Pedro Pastor, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Platz mit seiner Gitarre und seiner Stimme häufiger zu bespielen oft gratis und manchmal auch um Spenden für sein Spiel bittend.
Er gab mir dann auch gleich einen Tip, wie ich womöglich gratis an Essen käme, bei der Heilsarmee oder dem Bioladen gleich um die Ecke, um Geld zu sparen für andere Sachen. - Ich sagte, zu essen hätte ich noch für ziemlich lange Zeit genug. Das sei nicht mein Problem, ich bräuchte Geld und da wünschte er mir GLück bei meinem Versuch, das Geld zu verdienen.
Nach diesem kurzen Gespräch dachte ich kurz darüber nach, das ich mich ja, bildlich gespochen, so wie ich da saß selbst an den Rand der Gesellschaft gesetzt hatte und nach ein paar Überlegungen beschloß ich, mich mit Sack und Pack ins Zentrum des Geschens zu setzen, direkt vor den einen Biergarten, dort wo die Leute vorbei liefen, um zur Toilette zu gehen oder Nachschub an Bier, Saft, Brause oder Kaffee zu besorgen. Gedacht getan. Ich zog um, was ein wenig Mut bedeutete, weil ich ja vorhatte mich mehr ins Rampenlicht des Platzes zu bewegen und mir keineswegs sicher war, ob das dann auch von den Leuten, die sich verantwortlich fühlen, für das Leben auf dem Platz, toleriert werden würde.
Tatsächlich änderte mein Umzug erstmal nicht viel mehr, als das ich nun viel mehr Leute als zuvor dabei beobachten konnte, wie sie an mir vorbeistrebten, anscheinend ganz und gar nicht neugierig darauf, zu wissen warum ich da so saß mit dem Korb neben mir....
Ein kleines ballspielendes Mädchen, war längere Zeit der einzige Mensch, der aktiv Kontakt zu mir aufnahm. Ihr Ball war mir vor die Füße gerollt. Ich redete mit ihr, gab ihr den Ball zurück und schenkte ihr eine Wundertüte. Sie lief damit sofort zu ihren Eltern hin, die auf einer Decke saßen, die Wundertüte untersuchten, sie weglegten und ein paar abschätzige Blicke in meine Richtung warfen.
Meine Situation auf dem Beobachterposten änderte sich erst als mein Bekannter, Peter, der es  gewohnt ist, sich durchschlagen zu müssen, durch den Alltag  vorbeikam und mich neugierig fragte, was ich denn da zu bieten, hätte. Er fand meine Idee, in Wundertüten "süße Momente" zu verkaufen, spontan genial, kaufte mir eine Tüte ab, bot mir ein Bier an und setzte sich zu mir, um sich mit mir zu unterhalten und ab und zu meine Wundertüten lautstark anzupreisen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob mir seine ganze LOCKERHEIT bei der Sache gefallen sollte oder nicht. Natürlich hatte ich auch LUST ZU LACHEN aber ich hatte (noch) ANGST mich lächerlich zu machen. Aber Peters Gesellschaft macht mir MUT!.... zumal sich der Erfolg seiner Werbestrategie einzustellen begann und mir nun ein paar Leute Wundertüten für 1 Euro das Stück abkauften.
Als es dann ganz dunkel war, auf dem Platz und nur noch die bunten Glühbirnen in den Biergärten und die Lichter aus den Verkaufsräumen die Szenerie beleuchteten, beschloß ich, mich nun endgültig in Szene zu werfen und den ultimativen Versuch zu wagen, meine heutige Aktion mit Erfolg zu krönen.
Ich stand auf, nahm meinen Korb mit den Tüten und begann zu nächst einmal, die auf dem Platz auf Decken lagernden Leute direkt anzusprechen. Ich erklärte den Leuten, daß ich kleine selbstgemachte Wundertüten hergestellt hätte und darin kleine süße Momente verpackt hätte. Die Situationen, in die ich dadurch kam, waren zum Teil interessiert und lustig zum Teil abweisend und verächtlich. Viele Gruppen von Leuten, die ich ansprach kürten in einer oft sprachlos ablaufenden (Inter-)Aktion eine Person aus, die als TestkäuferiInnen meine "Wundertüten" ausprobieren sollten, manchmal kauften mir die Leute gleich mehrere Tüten ab, manchmal wurde ich mit finsteren Blicken oder der kurzen Bemerkung "kein Interesse" abgewiesen..... Einer wollte sich kaputtlachen über die Idee und "was man den Leuten im Kapitalismus alles andrehen könnte" und lud seinen Freund ein, gleich vier Tüten für alle mit ihm am Tisch sitzenden Leute zu kaufen- was dieser auch tat. Ein anderer, der sich als selbst "arm" outete, bewunderte mich für meinen Mut, "den Affen" zu mimen................ Wenn die Leute hörten, dass sie die Wahl hätten zwischen "Mutter Courage" und "Antigone" gewannen die Tüten meistens an Interesse. Manche verhielten sich, als ob ich Ihnen ein Orakel angeboten hätte und schloßen beim Auswählen der Tüten die Augen. Andere interpretierten, nach dem sie die Worte auf ihren Tüten gelesen hatten, als eine Weissagung über ihre aktuelle Situation
Innerhalb einer halben Stunde hatte ich  schließlich 50 Wundertüten unter die Leute verteilt und konnte mich wieder hinsetzen und weiter mein Bier trinken, mit klopfendem Herzen und voll von einem gewissen Stolz und zufrieden, daß meine Aktion so erfolgreich verlaufen war............. Einige
weitere Leute, die immer wieder erfinderisch sein müssen, um ihren Alltag zu gestalten gesellten sich zu uns.... und feierten "den Coup"...es wurde viel gelacht und andere Abenteuer vom  Leben jenseits der Grenzen alltäglicher "Normalität" erzählt....es war lustig und es wurde über viele Zweifel geredet, wie sinnvoll und womöglich wohltuend für einen selbst, die ungewöhnlichen Erfahrungen wären....um das einmal so zu beschreiben.
Nur zum Teil war ich amüsiert, in einem anderen Teil von mir überlegte ich, wie es sich anfühlt, nicht nur ganz allein und anonym sondern in Gesellschaft  von anderen zu sein, für die permanente Geldnot ein alltägliches Problem ist, dass sie notgedrungenermaßen durchaus aktiv zu lösen versuchen..... und dabei den Blicken und Einschätzungen derjenigen ausgeliefert zu sein, die diese Situation nicht kennen und teilen.....oder es nie wagen würden, so offensiv und ungeschützt, die Aufmersamkeit auf sich zu ziehen.......

Am nächsten Morgen beschäftigte mich das Projekt auf vielen Ebenen weiter und
ging ich in ein großes Kaufhaus um für möglichst wenig von dem verdienten Geld möglichst originelle Zutaten für die Füllung der nächsten Wundertüten zu kaufen. Der Erfolg vom Vorabend hatte mich darin bestärkt, weiter zu machen, mit der Idee, obwohl ich entschied nur noch ein einziges Mal auf den Platz zurückzukehren, um mir dort nicht nachhaltig den Ruf einer ambulanten "Wundertütenverkäuferin" -einzuhandeln, und damit- zumal ich ja keinen offiziellen Stand auf dem Markt hätte, womöglich als eine Art Bettlerin angesehen zu werden. Das wollte ich auf jeden Fall  vermeiden. Denn wenn man als "Arme" angesehen wird, neigen die Leute ohnehin  dazu, den "Reichtum" an Geschichte, Erfahrungen, Gedanken und Ideen auf anderen Ebenen, den man als Person womöglich mitbringt, für uninteressant  oder "problematisch" zu halten und sich demgegenüber abzuschließen....
um mich strategisch besser zu "positionieren" und nicht ständig nur mitleidig bis verachtend für meine niedrige und untergeordnete  Position im Gesellschaftsgefüge behandelt zu werden, suche ich Gespräche deshalb möglichst lieber aus anderen Anlässen anzubahnen. Obwohl die Wundertüten in viele Richtungen als "wunderlich" betrachtet werden können, erweisen sie sich als
"wunderbarer" Gesprächsanlaßim direkten Austausch mit Fremden nur sehr begrenzt als geeignet.
 ("Mal ehrlich- Warum machen Sie das?" hatte mich am Vorabend ein Mann gefragt, als er sich meine Wundertüten mit dem kitchenART- Stempel angesehen hatte. "Weil ich pleite bin und ein paar Rechnungen zu bezahlen habe und Angst vor Inkassounternehmen habe" hatte ich ihm nach kurzem Überlegen geantwortet -"Das finde ich ja mal ehrlich", lachte der Mann und kaufte gleich noch zwei weitere Tüten.....jede weitere GesprächsIdee , jede weiter auf  anderen Ebenen sinnvolles Geplänkel wischte er damit gleich mit vom Tisch... das kleine Geld war ja in meine Hände geflossen und damit war dem zwischenmenschlichen Austausch und der Freundlichkeit Genüge getan).
Die Frage, wie ich die Wundertüten besser "als Kunstwerke" verkaufen könnte und das Händlerinnen Dasein als performance inszenieren könnte, begann mich immer intensiver zu beschäftigen, seitdem ich auf dem Rückweg aus dem Kaufhaus in einem Buchladen vorbeigegangen war, der gleichzeitig als Gallerie firmiert. Dort versuchte ich darüber zu verhandeln, ob man meine Wundertüten, ins Angebot aufnähme. Der Händler reagierte spontan mehr als irritiert, dass ich so einen Wucherpreis wie 1,50 ¤ für "eine Ware" vorschlug, in der er nichts anderes entdecken konnte, als eine kreative Altpapier Entsorgung, die die Kunden darüber hinweg täuschen sollte, daß ich Ihnen bloß eine lächerliche kleine Süßigkeit verkaufen wollte.  ( Natürlich "verstehe" ich ihn, schließlich wurden früher und z.T. heute noch hier  z.B. Fische vom Fischmarkt oder Gemüsepflanzen beim Blumenhändler  vollkommen kostenlos in "überflüssiges" Altpaier eingewickelt. Und sowohl der Kunde als auch der Verkäufer sahen das bereits einmal genutzte Papier als "eigentlich" überflüssig an, es ging Ihnen hauptsächlich  "um den Fisch" oder "das Gemüse") Aber ich war ja bewußt in die Buchladen- Galerie gegangen, weil ich alte Bücher, anerkanntes deutsches Bildungsgut bearbeitet hatte, um sie aus einem alten Zusammenhang  in einen neuen  zu bringen und in Wundertüten zu verwandeln.  Ich "gestand" also, daß die Wundertüten ursprünglich nichts weiter gewesen seien als ein Realität gemachter kleiner, kunstvoller,  poetischer "Scherz" und erinnerte ihn an Duchamp und sein Klo oder an Beuys und Richter.....etc. .... das wichtige an der Sache sei aber die Tüte und ich würde keine Süßigkeiten verkaufen, sondern Ideen- und wahrlich "kleine süße Momente", die in Fragmenten "hoher Literatur" zum Vorschein kämen...............wir einigten uns dann darauf, daß ich mir noch weitere Gedanken über die weitere Präsentation der Idee machen würde....
Ich holte noch die neuen Stempel ab und hatte damit fast das ganze Geld des Vortags in die weitere Zukunft des Projekts investiert.
Am Abend  ging ich noch einmal auf den Platz, diesesmal allerdings in den Biergarten, in den ich mich am vorherigen Abend nicht getraut hatte, weil ich es nicht wagte, mir die Erlaubnis der Wirte einzuholen und weil auf dieser Seite des Platzes die besser etabliertenzu sitzen pflegen. An diesem Abend war ich mutiger und hatte dann keine Probleme damit meine Tüten - im neuen Design mit den Stempeln- zu offerieren. Ich wurde zumeist freundlich angelächelt und hatte schnell einen ähnlichen Erfolg, wie am Vorabend.
Am folgenden Tag produzierte ich neue Wundertüten und neue Ideen, aber mein Mut rauszugehen und sie an anderen Orten anzubieten sank, zu Mal die Umgebung mir weniger vertraut wäre und ich auf dem einen Platz befürchtete, womöglich den staatlichen Ordnungshütern über den Weg zu laufen. Auch am folgenden Tag ging das so weiter. Von morgens bis abends klebte ich Tüten und traute mich dann doch nicht auf die Straße zu gehen, um die Tüten zu verkaufen.... ich kam wegen meiner Zögerlichkeit ziemlich unter Druck, schließlich brauchte ich in jedem Fall möglichst sofort noch mehr Geld, um meine Rechnungen zu bezahlen....
Die Lösung für meine Geld-Probleme kam dann ganz anders, weil mir meine Mutter und ein gute Freundin Geld schenkten, um meine Rechnung zu bezahlen. Ich war Ihnen sehr dankbar, weil ich nun Zeit gewann, ersteinmal andere dringende Arbeiten zu erledigen und mit mehr Ruhe und Vorbereitung an dem Projekt weiter machen konnte.
In den nächsten Tagen verschenkte ich ersteinmal eine ganze Serie von Tüten an Freunde und Bekannte und war glücklich "großzügig" sein zu können und Lob für meine Idee ernten zu können, ohne das Gefühl haben zu müssen, Geld damit verdienen zu müssen. Es entwickelten sich auch viele interessante Gespräche über das ganze Projekt und die Tüten und ich bereicherte mich so auf eine andere unendgeltliche Weise daran, wurde wiederum "großzügig" zum Bier eingeladen, etc...............
Nun wächst das Projekt langsam weiter....ohne soviel Druck.... mit mehr "Freiheit" und Möglichkeiten mit anderen darüber zu reden und Ratschläge einzuholen..... insgesamtes auf sicherere Beine zu stellen......


Ob Sie mein aktuelles Projekt "Wundertüten" nun für nachhaltiger bestehenswerte "Kunst", so eine Art MINI-DENK-MAL ! halten oder nicht oder, ob Sie die "Ware", die ich Ihnen anbiete, für eine blitzschnell konsumierbare Täuschung oder Unterhaltungsdroge halten, die im nächsten Moment nichts weiter ist, als ganz normaler "Müll", hängt ganz von Ihnen und dem Verhältnis ab, daß Sie zu dem Ding, den vielen möglichen Texten (und auch irgendwie zu mir) entwickeln.
Denn ich habe niemanden zur Verfügung, der über die Einhaltung bestimmter Regeln im Verhältnis zu mir und den Wundertüten wacht, wie etwa  Wärter in einem Museum, die sie auf Abstand halten zu den Werken, wenn z.B. ein Künstler sein handsigniertes gebrauchtes Klo ausstellt oder eine andere Künstlerin z.B. eine von ihr nach einem lebendigen Modell selbst gefertigte Marktfrau aus Ton präsentiert, die Weltmarkt-Billigware verkauft....... Ich bin, gerade, selbst, die ÜberlebensKÜNSTLERIN und KunstHÄNDlerin zugleich..... Die Kunstmarkt- Regeln erfinden Sie mit! und Sie sind derjenige/diejenige, der über die Zukunft meiner Produkte wacht und entscheidet, die ich in die Welt bringe
Die Ganze Aktion samt ihrer Ergebnisse ist in jedem Fall ein Stück analoger ( und wie man gerade sieht auch digitaler) über:LEBENS
KUNST.
Sie sollen und dürfen sich gerne über mich und meine Produkte wundern! und sich zu eigenen Taten und Gedanken inspierieren lassen.

....und erinnert fühlen an BettlerInnen und ambulante HändlerInnen auf den vielen mehr oder weniger großen und mehr oder weniger schwarzen Märkten dieser Welt, wie man sie häufiger als hier in den Ländern am Rande Europas, in Afrika, Asien, Südamerika findet.

Vielleicht finden Sie das peinlich (das Sie und ich das nötig haben unter diesen Umständen in Kontakt zu kommen)? Vielleicht finden Sie mich lästig? Vielleicht kommt es Ihnen vor, als ob ich Sie agressiv zu meinem Opfer mache?
Vielleicht finden Sie das alles ganz lustig? Vielleicht kommt dabei ja bei Ihnen so ein Stück Urlaubsgefühl auf? Erinnerungen an die analoge und interaktive Kulisse ihres Touristenlebens, die sie neugierig und ängstlich macht oder in Staunen versetzt? Vielleicht empfinden Sie das beruhigende Ge-Wissen, daß Sie in Ihrem Alltag, sich normaler Weise nicht die Blöße geben müssen, mehr oder weniger "unnützlich" oder "überflüssig" erscheinende Dinge unter freiem Himmel und ohne schützendende Räume und Menschen um sich herum anbieten zu müssen und damit leben zu müssen, daß ein nicht unbedeutender Teil von Leuten Sie selbst genau deshalb als lächerlich oder agressiv, "nutzlos" oder "überflüssig" ansieht, als "Billig-Menschen" und "Ramschware" auf den (Arbeits-)Märkten.....


oder oder oder

Meine kleinen Werke, die "Wundertüten" sind (inzwischen durchgängig seriell numerierte und signierte, ) "Kunst", die man auf sehr vielen verschiedenen Ebenen "lesen" und interpretieren kann. In meinen Augen können sie sehr bedeutungsschwanger sein....aber ich arbeite ja auch daran....und ob Sie sich die MÜHE und den SPAß machen, Ihre Idee und Phantasie auf diese Aktion anzuwenden, das kann ich selbstverständlich nicht unbedingt beeinflussen.....
Welchen Sinn - welche Sinne- Sie den Wundertüten und der Verkaufsaktion geben, ob sie finden, daß sie in einem einzigen Moment fertig konsumiert und dann nur noch für den Abfall gut sind oder ob Sie die Werke in irgendeiner Form rahmen oder sammeln oder durch den weiteren Gebrauch in weitere Sinnzusammenhänge setzen, bleibt Ihnen überlassen.


Ich bin aber wirklich neugierig, zu wissen, was sie damit tun! Wenn Sie mögen und können, schicken Sie mir doch eine e-mail an gunkayser@web.de und lassen mich wissen, welches Schicksal die Tüten nach ihrer Umsetzung in Ihre Hände erleben....

Ich bitte Sie auch deshalb um Nachrichten, weil ich mich mit dem Projekt zwar bewußt aber nicht ganz "freiwillig" und durchaus aus einer gewissen "Not" heraus (s.o.) im Geiste und in der geteilten Realität in grenzwertige soziale Situationen bringe.
Selbstverständlich, geht es mir auch darum, 
ihren WITZ
  kennen zu lernen! Ich möchte mehr von meinen "KONsumenten" und "KONsumentinnen" erfahren!
Aber es geht dabei ständig auch  irgendwie um das (selbst und fremd)(ver)ACHTEN und das (sich selbst und Fremde)(un)WERTschätzen, um die (eigene und fremde) il(l)LEGALITÄT, die (eigene und fremde)LEGITIMITÄT und das (Selbst- und Fremd-)VERSTÄNDNIS........um Fragen also, die eigentlich wirklich nur im sozialen Kontakt verhandelt werden können...

Also in jedem Fall habe ich in diesem heißen August 2012 keinen Urlaub - OBWOHL ICH MIR, wie andere auch,  EINEN (kleinen) URLAUB AM MEER SEHR WÜNSCHE. Ich habe zur Zeit nur ein ständiges MEHR....an Ideen (und eigentlich, weil ich noch anderes, womöglich Wichtigeres zu tun habe, als meine Zeit mit der Fabrikation, Füllung und der Ausstellung und dem Vertrieb von Wundertüten "zu verschwenden".... wie andere Leute auch eigentlich "keine Zeit".....

Bielefeld, August 2012